Elektromobilität 2021: Aufschwung und Innovation vs. Produktionsausfälle und Chipmangel

Auch in diesem Jahr nimmt der Elektromobilitätsmarkt stark an Fahrt auf. Im Jahr 2021 überholen elektrifizierte Fahrzeuge (BEV und PHEV) Dieselfahrzeuge in puncto Neuzulassungen1. Zudem erreichen uns nahezu im Minutentakt News bezüglich neuer Modelle, neuer Gesetze oder neuer Technologien. Das liegt nicht zuletzt an Anreizen, die von der Raffinesse und technologischen Neuheit des Produktes ausgehen, sondern auch an proaktivem politischen Handeln und damit einhergehenden Förderprogrammen, die über das Spektrum der Privatperson hinaus reichen.

Der Umweltbonus und dessen Erhöhung über die Innovationsprämie, die KfW-Förderung, die RED II-Richtlinien und aus ihr hervorgehende Anreize, wie die Ausweitung des THG-Quotenhandels, sind Katalysatoren der Verkehrswende. Der 2016 eingeführte Umweltbonus wurde im Rahmen des Konjunktur-Programms der Corona-Krise mithilfe der Innovationsprämie, laut Ampel-Koalition voraussichtlich bis Ende 2022, verdoppelt, reine Elektroautos erhalten damit eine Förderung von bis zu 9.000 Euro. Die KfW-Förderung 440 erlebte einen so enormen Ansturm, dass sie innerhalb knapp eines Jahres um das Vierfache der geplanten 200 Millionen Euro auf 800 Millionen Euro aufgestockt wurde. Sie ist zwischenzeitlich zwar nicht mehr für Privatpersonen zu beantragen, seit dem 23.11.2021 jedoch für Unternehmen, als KfW 441, neu aufgesetzt worden.

Neu dazu kommt der Eintritt von Elektrofahrzeugen in den Prozess von Erzeugung und Handel mit Treibhausgasminderungsquoten (THG-Quoten), über die europäisch initiierten RED II-Richtlinien (Renewable Energy Directive 2). Damit verbunden ist ein zusätzliches Potential und Momentum für neue und bestehende Akteure in der Elektromobilitätswelt, welches im zweiten Halbjahr 2021 mit neu aufkommenden „THG-Quotenbrokern“ für E-Fahrzeuge bereits an Fahrt aufgenommen hat.

Der Aufschwung der Elektromobilität ist auch in diesem Jahr enorm. Bis vor zwei Jahren galten Elektroautos mit einem Marktanteil von 4 Prozent noch als Nischenprodukt. Heute gelingt es der jungen Mobilität den Markt sektorenübergreifend zu erschließen und nicht nur das, sie schafft ebenso Raum für neue, innovative Märkte und erreicht zunehmend die Mitte der Gesellschaft. Mitten in der Krise, während Verbrenner im Rückwärtsgang unterwegs sind und der Absatz des Gesamtmarkts rund 32 Prozent minus schreibt, drückt die E-Mobilität mit einem Plus von 39 Prozent regelrecht aufs „Gas“.

Elektromobilität gewinnt obendrein immer mehr Anklang im Gewerbe, die KfW 441 bietet Unternehmen einen weiteren Grund, lokale Emissionen mithilfe der Flottenelektrifizierung sukzessive auf null zu reduzieren und somit firmeninterne sowie vorgeschriebene Klimaziele zu erreichen und das Image zu pflegen. Nicht nur in der Automobilbranche selbst stellen Unternehmen ihre Firmenflotten um. Gezieltes, grundlegendes Umdenken im Mobilitätsangebot und im Flottenmanagement findet branchenübergreifend statt: SAP, Vattenfall, IKEA, McDonalds, um nur einige Mitspieler zu nennen. Flottenfahrzeuge beschränken sich nicht nur auf PKWs, Transporter sind ebenso ein wichtiger Bestandteil. Dehnt sich das Angebot an E-Transportern in Zukunft aus ist es für mehr als jeden dritten der Fuhrparkverantwortlichen2 vorstellbar, die eigene Flotte damit zu bereichern.

Auch Car-Sharing und Leasing-Angebote erweitern ihr Portfolio immer weiter um Elektrofahrzeuge aller Art. Startups wie das Car-Sharing Unternehmen „We Share“, die die Philosophie „BEV only“ verfolgen, die Software für Ladelösungen bis hin zu ganzen Plattformen für E-Mobilität programmieren oder an neuen Batteriesystemen forschen, erhalten dank der Ausdehnung des Marktes die Chance zu wachsen, mitzuwirken und sich erfolgreich zu etablieren. Zugleich nimmt die Modellvielfallt bekannter Fahrzeugproduzenten und die Anzahl der Fahrzeughersteller für rein-elektrische Fahrzeuge selbst stetig zu: Tesla, Rivian, Nio, Polestar und weitere potenzielle Player stehen in den Startlöchern oder heizen dem Wettbewerb bereits ein. Innovation ist hierbei ein wichtiges Stichwort, die Elektromobilität befördert das Ziel des vollautonomen Fahrens. Mercedes Benz ist weltweit der erste Automobilhersteller mit der Genehmigung3, seinen Kunden in 2022 autonomes Fahren im gesetzlichen Rahmen (Höchstgeschwindigkeit 60 km/h) anbieten zu dürfen, um nur eine der unzähligen Innovationen zu nennen, die uns im Jetzt und in der nahen Zukunft erwarten. Technische Neuheiten und Visionen im Bereich autonomes Fahren, Fortschritt bei der Batterietechnologie und damit verbundener Reichweite, die futuristische Optik neuer elektrischer Fahrzeugmodelle nehmen nicht nur immer mehr Gestalt an, sie zeigen einen deutlichen Trend.

Dementsprechend ist ersichtlich, dass die E-Mobilität endlich dabei ist den Markt zu drehen und die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen weiter steigt. Umso bitterer ist es, dass die Pandemie auch hier über Lieferkettenprobleme Wellen schlägt und resultierend Lieferengpässe und lange Wartezeiten hervorgerufen werden. Im direkten Zusammenhang mit der Corona-Krise erfolgte ein Absatzeinbruch in der Automobilbranche, pandemiebedingte Schließungen von Produktionswerken und Produktionsausfälle fanden statt. Im Jahr 2021 stieg die Nachfrage vor allem nach elektrifizierten Fahrzeugen steil an, getrieben von Innovationsprämie und anderen staatlichen Programmen sowie der Erholung des chinesischen Marktes. Im Zusammenspiel mit der kontinuierlich hohen Nachfrage im Elektroniksektor, auch getrieben durch die Corona-impliziert stark zunehmende Home Office-Tätigkeit sorgte dafür, dass die Kapazitätsengpässe der Zulieferer, speziell im Halbleiterbereich, sich zu einer Zuliefererkrise ausweiteten. Peugeot verbaut in seinem Modell 308 seit Mai analoge Anzeigen anstatt digitaler Tachos, Daimler muss Tausende in Kurzarbeit schicken, Lieferzeiten von über neun Monaten für ausgewählte Modelle sind keine Seltenheit, ebenso wenig sind Produktionsstopps im Jahr 2021 wegzudenken.

Ob sich die Probleme in den Lieferkettenprozessen in 2022 entspannen oder gar regulieren bleibt abzuwarten. Der Hochlauf der Elektromobilität in all ihren Facetten wird mit Sicherheit fortschreiten. Wir, die Receeda GmbH, leisten weiterhin unseren Beitrag und freuen uns auf all die Überraschungen, Innovationen, Vielfältigkeit und Projekte, die uns im weiteren Verlauf der Mobilitätswende erwarten.

 

1 Elektroautos: 2021 schon mehr Zulassungen als Diesel – DER SPIEGEL
2 E-Mobilität in Flotten 2021 | Dataforce
3 Autonomes Fahren: Mercedes bekommt Zulassung für Drive Pilot – Wirtschaft – SZ.de (sueddeutsche.de)